![Angeklagter Jens Lieber (li.), Verteidiger Frank Jansen]()
Millionen Kundengeld der Deutschen Bank Buxtehude verzockt: Prozessbeginn gegen Jens Lieber (39)
tp. Stade. Prozessbeobachtern stockte der Atem, als Oberstaatsanwalt Dr. Burkhard Vonnahme am Montag am Stader Landgericht die Anklage gegen Ex-Banker Jens Lieber (39) aus Stade verlas. Der damalige Angestellte der Deutschen Bank in Buxtehude soll das Geldinstitut zwischen 2007 und 2010 um mehr als acht Millionen Euro erleichtert und das Geld ins Kasino getragen haben. Lieber werden 156 Straftaten vorgeworfen: Betrug, Urkundenfälschung, Untreue. Noch offen ist, wie sich die Spielsucht des Beschuldigten auf das Strafmaß auswirkt. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Die Verteidigung will mindestens eine Freigänger-Strafe für ihn herausboxen.
In dem Prozess stehen sich zwei widersprechende Gutachten gegenüber. Der von Lieber und seinem Rechtsanwalt Frank Jansen aus Bad Hersfeld beauftragte Gutachter, Dr. Marcus Wawerzonnek, attestiert dem Beschuldigten ausgeprägte Spielsucht, die zur Schuldunfähigkeit führen könnte. Auch Gerichtsgutachter Dr. Harald Schmidt, bescheinigt dem Angeklagten Spielsucht, geht jedoch von dessen Schuldfähigkeit aus.
Brisant: Dr. Wawerzonnek wirft Dr. Schmidt unfachmännische Begutachtung vor. Schmidts Expertise wurde lange nach den Taten erstellt, nachdem Jens Lieber bereits 300 Therapiestunden hinter sich hatte. Laut dem vorsitzenden Richter Wolfgang Rühle sei die im Prozess geplante mündliche Anhörung Dr. Schmidts entscheidend für die Beurteilung des Sachverhalts.
Dr. Wawerzonnek hat gegen seinen "Kollegen" bereits vor einigen Wochen Strafanzeige erstattet. Diese jedoch hatte Oberstaatsanwalt Vonnahme abgewiesen. Wegen Zweifeln an Vonnahmes Objektivität beantragte Strafverteidiger Jansen zu Beginn des ersten Verhandlungstags, den Oberstaatsanwalt abzulösen und die Hauptverhandlung auszusetzen. Der Antrag schmetterte ab. Verteidiger Jansen warnt dennoch: "Wenn in der Hauptverhandlung ein befangener Staatsanwalt mitwirkt,...